Unsere Projekte

Alles, was an Großem in der Welt geschah, vollzog sich zuerst in der Phantasie eines Menschen. (Astrid Lindgren)

Wir stellen hier einige Projekte vor, in denen wir neben unserer Kammerarbeit tätig sind oder die aus unserer Kammerarbeit heraus entwickelt wurden


Psychotherapie in extremen Zeiten – zwei Projekte, die sich mit den Auswirkungen von
Radikalisierung und Extremismus befassen

Kerstin Sischka

Krisenhafte Phänomene, wie die Corona-Pandemie, internationale Konflikte, der politische Wertewandel und die wachsende Polarisierung bedrohen den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mit unserer Arbeit sind wir Psychotherapeut*innen auch Beobachter*innen dieser Veränderungen, die sich in individuellen Lebensrealitäten und Schicksalen widerspiegeln. Die dabei erlebten Krisen wirken sich als individuelle Stressoren aus, verursachen Ungewissheit, Ängste, Gefühle von Kontrollverlust und Orientierungslosigkeit. Aus Unzufriedenheit und Groll können Ressentiments und Feindseligkeiten erwachsen. Manche Menschen wenden sich Verschwörungsmythen zu oder entwickeln Sympathien für extremistische Bewegungen. Die Dynamik von solchen Radikalisierungsprozessen kann sich durch ganze Familien ziehen und immenses Leid verursachen.
Welchen Beitrag können Psychotherapeut*innen leisten, um im Fallverstehen die besonderen Situationen, Motive und Bedürfnisse der Patient*innen zu berücksichtigen, darauf ein- und damit umzugehen? Wie können soziale Kontexte, kulturelle Aspekte und Biographien besser verstanden werden? Was bedeutet dies für die eigene Haltung und die eigene Rolle? Mit solchen und anderen Fragen müssen sich Psychotherapeut*innen immer öfter auseinandersetzen.

Das Projekt TRIAS – Neue Wege der Kooperation
Im Rahmen des Projektes „TRIAS – Neue Wege der Kooperation“ bieten psychologische Psychotherapeut*innen, die sich auf diese Themen spezialisiert haben, ihren Kolleg*innen, die ambulant, stationär oder in Institutionen arbeiten, Beratung und Austauschmöglichkeiten an.
Sie erfahren mehr unter: www.trias-berlin.de

Das Projekt NEXUS – Psychologisch-Therapeutisches Netzwerk Justiz und Extremismus
Außerdem sind wir am Projekt „NEXUS – Psychologisch-therapeutisches Netzwerk „Justiz und Extremismus“ beteiligt. NEXUS bietet sozialberuflich Tätigen im Justizkontext, die mit radikalisierten und einschlägig Inhaftierten arbeiten, fallbegleitende Beratung und Supervision an. Wir engagieren uns für ein Netzwerk psychologischer und ärztlicher Psychotherapeut*innen, die psychisch
belasteten Familien und Angehörigen radikalisierter Personen Beratung und Behandlung anbieten ebenso wie Menschen, die sich aus gewaltorientierten, extremistischen Gruppen und Diskursen lösen möchten.
Sie erfahren mehr unter: https://violence-prevention-network.de/wp-content/uploads/2021/01/Nexus-Broschuere.pdf


Lost in Integration

Pilar Isaac-Candeias

„Wie gehe ich mit dem Prozess der Migration um? Wie gehe ich in einem fremden Land nicht verloren? Unsere Gesprächsgruppen mit Therapeuten Ihrer eigenen Sprache helfen Ihnen, einen Weg durch das Labyrinth zu finden.“

Ein Leben in der Fremde ist immer ein Verlust des Selbstverständlichen und Vertrauten. Alles ist unbekannt, und der Alltag ist für viele ein anstrengender Kampf. Das kann einen Menschen sehr stark verunsichern. Das Selbstvertrauen und das Gefühl der Souveränität können verloren gehen. Unser Angebot: 8 Gespräche in der Gruppe mit erfahrenen Psychotherapeuten und Psychologen aus ihrem heimatlichen Sprachraum: Lernen Sie verstehen, wie die Migration Sie verändern kann und wie Sie besser mit den daraus resultierenden Schwierigkeiten umgehen können, um möglichen körperlichen und psychischen Problemen vorzubeugen.“
Für Spanisch und Portugiesisch sprechende Migrant:innen gab es von 2018- 2020 ein kostenfreies Präventionsangebot, das als Modellprojekt in der PT-Kammer entwickelt und von der DAK finanziert wurde. Die Finanzierung ist ausgelaufen, aber wir bleiben dran!


Far from home – Fern der Heimat: Kurs zur Förderung der Stressbewältigungskompetenzen für den durch Migration verursachten Stress

Pilar Isaac-Candeias

Dies ist ein von den Krankenkassen als Präventionskurs subventionierter Kurs im Bereich Stressmanagement. Der Kurs besteht aus 10 Modulen, in denen die Teilnehmer:innen einen besserer Umgang mit dem Migrationsstress erarbeiten. Die Methodik ist in allen Sprachen anwendbar. Die Psychotherapeutenkammer Berlin ist offiziell Inhaberin des Konzepts. Die an der Entwicklung beteiligten Kolleg:innen schulen interessierte, qualifizierte Kolleg:innen. Diese können sich danach als Kursleiter:innen bei der Fachstelle Prävention nach deren Qualifikationskriterien zertifizieren lassen, um die Kurse in Eigenregie durchzuführen. Ein weiterer Versuch, ein Angebot für Migrant:innen im Bereich Prävention zu machen, wo diese Gruppen bisher nicht erreicht werden.